Ein Mensch ist dabei, auf den Nachtschlaf zu warten

doch hört er verzweifelt hinüber zum Garten

des Nachbarn. Dort lärmen die Gäste

und schmatzen hörbar die Reste

von allzu fettig gegrillten Speisen

und lauschen gewissen Weisen,

die sie als Musik wohl bezeichnen,

die aber auch Steine erweichen.

 

Das Jaulen der Gu-i-tarren

ähnelt dem ächzenden Knarren

von überlasteten Balken,

die den Gehörgang durchwalken.

 

Die Trommeln kommen dem Menschen vor

wie ein heftig stampfender Schiffsmotor.

Dazu im Stakkato jemand so brüllt

als ob man ihn rhythmisch zusammenknüllt.

 

Der Mensch ist zermürbt und des Rummels leid.

Er findet, das geht jetzt wirklich zu weit.

Er öffnet das Fenster und lehnt sich hinaus

und ruft hinüber zum Nachbarhaus:

„Meine Herren, jetzt ist es morgens um drei.

Wann kann ich schlafen, vom Lärmen frei?“

Und bittet die Gäste, es leiser zu machen.

 

Als Antwort bekommt er mit deftigem Lachen:

„Öih Alda, wie go-il, was wills’te machen?

Ob ich endlich mit dia nu’ schlafen will?

Ja dann tu’s doch!“ Der Rest ist Gebrüll.

 

„Oh“, denkt er: „wie soll ich’s ertragen?

Doch frischauf, jetzt wird’ ich es wagen,

sie mit den eigenen Waffen zu schlagen!“

 

Er wuchtet die großen Boxen hervor

und stellt sie mitten vors Gartentor.

Den höchsten Schalldruck stellt er ein.

Ja und dann? Welche Töne legt er dann ein?

„Wie krieg’ ich die Burschen endlich nieder?

 

Ich hab’s! Ich nerv’ sie durch fremde Lieder!“

Schon schiebt er eine CD rein: „Hänschen klein
ging allein in die weite Welt hinein!“,

röhrt es durch den Stadtteil auf und nieder,

dröhnt immer lauter, kreischt immer wieder.

 

Und als es vom Kirchturm halb viere schlägt,

der Mensch es kaum noch selber erträgt,

da denkt er: “Jetzt schalt ich’s mal einfach aus,

die sind doch sicher schon alle zu Haus.“

 

Und freut sich so richtig auf nächtliche Stille,

doch halt, was ertönt denn da für’n Gegröle?

 

„Stock und Hut steh’n uns gut, wir sind wohlgemut!“

hört unser Mensch. Prompt sinkt sein Mut.

 

„Öih Alda, war go-il! Mach endlich waida!

Die Paadie mit dia, die is’ voll haida!“

 

Der Mensch verzweifelt. Doch voll Wut

versucht er anderes Liedergut.

 

Und was hat um fünf Uhr Ruhe gebracht?

Von Mozart die Arie ‚Kön’gen der Nacht’!

„Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“,

das konnten sie nicht mehr verschmerzen.